Natur- u.Artenschutz  


Der Wiedehopf
-Streuobstwiesen fördern seine Rückkehr 
  Mit über 5.000 Pfianzen-und Tierarten sind Streuobstwiesen einer der artenreichsten Lebensräume in Europa. Die Vogelwelt nimmt dabei eine herausragende Rolle ein. Für zahlreiche von der Ausrottung bedrohte Arten wie Wendehals, Steinkauz, Rotkopfwürger, Grau- und Grünspecht oder Wiedehopf sind Streuobstwiesen wertvolle Zufluchtsstätten und Überlebensräume.   
Foto:Lorenz Haut   Foto:Lorenz Haut
 
Baden-Württemberg ist das Bundesland mit den bedeutendsten Streuobstbeständen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Der Verein der Vogel-und Naturfreunde Bad Mingolsheim hat sich schon seit seiner Vereinsgründung vor über 50 Jahren sehr engagiert für den Erhalt der Streuobstwiesen in der Gemeinde eingesetzt, hat mehrere Hektar aufgekauft sowie weitere Flächen gepachtet, die nach ökologischen Grundsätzen gepflegt werden.
Der Verein in Bad Schönborn- Mingolsheim war auch Gründungsmitglied der „Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V.".
Wiedehopf (Upupa epops)
Der Wiedehopf stand durch unterschiedlichste Ursachen in ganz Deutschland am Rande der Ausrottung und ist im Rote-Liste-Zentrum des Bundesamtes für Naturschutz als „gefährdet" aufgeführt. Trotzdem zählt der Wiedehopf zu den bekanntesten heimischen Vogelarten. Dies hat er nicht zuletzt auch dem Kinderlied „Die Vogelhochzeit" zu verdanken, in dem er der Braut den Blumentopf schenkt. Durch seine schmetterlingsartige Flugweise, seine kontrastreiche Gefiederfärbung, den langen gebogenen Schnabel, seine bei Erregung fächerförmig aufgerichtete Federhaube sowie seinen weithin hörbaren Ruf, der sich wie „hup-hup-hup" anhört, ist er eine sehr auffällige Erscheinung. Doch in der Nähe seiner Brutstätte lebt er sehr heimlich und lässt sich hier kaum beobachten. Mit seinem gebogenen, dünnen Schnabel sucht der Wiedehopf durch Stochern im Boden - gerne auf kurzrasigen Flächen - nach Engerlingen, Maulwurfsgrillen, Würmern und Larven, aber auch in der Fläche nach Käfern und Insekten. Bevorzugt nutzt er bei der Futterbeschaffung magere Wiesen, Weinbergsgelände und naturbelassene Feldwege. Bei uns in Bad Schönborn wurde seit über 60 Jahren keine Brut mehr festgestellt. Dies hat sich im Jahr 2020 erfreulicherweise geändert. Dem Verein der Vogel- und Naturfreunde Bad Mingolsheim wurden schon im zeitigen Frühjahr Wiedehopf-Sichtungen gemeldet. Die erste Nachricht dazu erreichte uns bereits Mitte April von VDW-Mitglied Robert Braunecker (Verband Deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer e.V.), er hatte den rufenden Wiedehopf auf den Wiesengebieten sowie Pferde-und Schafweideflächen bei Kronau gehört, beobachtet und sogar auf einem Gehweg am Ortsrand fotografiert. Spontan wurde von Mitgliedern des VDW auf der Pferdekoppel einer befreundeten Tierliebhaberin ein Wiedehopf- Brutkasten angebracht. Weitere Beobachtungen erfolgten danach mehrmals in den Weinbergsgebieten von Bad Schönborn. Außerdem meldeten mehrere Bewohner Beobachtungen rund um den Wasserturm sowie auf den Wiesenflächen und Brachgeländen beim Bahnhof.
   
Eine Zeit lang hatte es dann den Anschein, dass die Wiedehopfe wieder verschwunden seien. Erst Mitte Mai bekam der Vereinsvorsitzende den Anruf eines Anwohners, dass er in seinem südlich exponierten Garten in Bad Mingolsheim einen Wiedehopf bei der Futtersuche eindeckt hatte. Die Brutstätte konnte bald lokalisiert werden. Einen alten, ausgehöhlten Obstbaum hatten sich die seltenen Gäste in Bad Schönborn zur Brutstätte und Jungenaufzucht ausgewählt. Um die gefährdete Vogelart nicht zu stören, wurden aus großer Entfernung und aus dem Auto als "Tarnzelt" zahlreiche Nachweisfotos angefertigt. Dabei hatte der Fotograf das große Glück, einen Jungvogel bei seinem Jungfernflug fotografisch festhalten zu können. Kaum hatte er die Nisthöhle verlassen, tauchte der nächste Jungvogel auf und betrachtete argwöhnisch die vor ihm liegende, noch fremde Umgebung. Doch der nächste Anflug des Altvogels mit Futter im Schnabel ließ ihn nach der Futterübergabe zurück in seine Kinderstube ver­schwinden. Wie viele Jungvögel es genau waren, konnte nicht eindeutig festgestellt werden. In der Regel besteht das Gelege eines Wiedehopfs aus 5-7 Eiern, es können aber auch bis zu 9 sein. Nach dem Ausfliegen wurden dem Verein zahlreiche weitere Beobachtungen gemeldet. Am Ortsrand wurden sogar gleich drei Wiedehopfe auf dem Dach eines Wohnhauses beobachtet. Es ist  besonders  bemerkenswert und  erfreulich, dass die Bevölkerung in Bad Schönborn sich offensichtlich sehr interessiert an der imposanten Erscheinung des Wiedehopfs gezeigt hat.
Foto:Lorenz Haut
Dies bezeugen die über 20 Meldungen, die bei unserem Verein eingegangen sind. Ein 85-jähriger Vogelfreund brachte bei seinem Anruf seine Freude darüber zum Ausdruck, dass es eines seiner schönsten Naturerlebnisse war, als er, außerhalb der Vogelausstellung „ORNIKA" und jetzt sogar in seinem Garten, den ersten lebenden Wiedehopf seines Lebens gesehen hatte.Der Besitzerin des aktuellen Brutbaumes hat der Verein der Vogel- und Naturfreunde ein entsprechendes Dankschreiben mit Bild und einer Urkunde überreicht.
Sie sicherte den Erhalt der alten Obstbaumreihe zu. Wir freuen uns über die erfolgreiche Brut und Aufzucht der Wiedehopfe in den Streuobstwiesen von Bad Schönborn und hoffen auf weitere Bruten in den kommenden Jahren. Da der Wiedehopf auch gerne Nisthilfen nutzt, ist für das Jahr 2021 eine größere Nistkastenaktion des Vereins geplant, zusammen mit einer örtlichen Schule sowie dem VDW um die bei der Bevölkerung offensichtlich auffallende und populäre Vogelart bei der weiteren Ansiedelung zu unterstützen.
Es hat sich bei der Wiederbesiedlung deutlich gezeigt, wie wichtig und ökologisch wertvoll Pflege und Erhalt der Streuobstwiesen und vor allem der Bestand der alten Obstbäume sind. Sie sind nicht nur existentieller Lebensraum für seltene Vogel- und Insektenarten, sondern auch landschaftsprägend.
Herbert Geitner,
Vogel-und Naturfreunde Bad Mingolsheim





Bericht vom 12.11.2018 aus dem Südkurier / Schwarzwald-Baar-Kreis.
So bringen sie die Vögel durch den Winter. Die Vogelfreunde Villingen-Schwenningen bei der Herstellung von Wintervogelfutter.
Der Verein für Vogelfreunde und Vogelschutz Villingen zeigte, wie Winterfutter für Vögel hergestellt wird. Zahlreiche Freunde des Vereins beteiligten sich. Auch Herbert Geitner, Vorsitzender des Verbands deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer sowie Lorenz Haut, der ehemalige Geschäftsführer des Bundesverbands für fachgerechten Natur- und Artenschutz (BNA) sind vorbei gekommen. Etwa 350 Kilogramm Winterfutter wurden zur Verpflegung unserer gefiederten Freunde "zubereitet".
Eine Schneedecke auf Feldern und Wäldern ist zwar noch nicht zu sehen, für einige Vogelarten ist die Suche nach Nahrung in der rauen Natur schon jetzt ein Problem.
"Wenn keine Beeren mehr an Sträuchern hängen, keine Sämereien mehr in Feld und Flur zu finden sind und keine Würmer aus dem gefrorenen Boden geholt werden können, dann wird es Zeit zu füttern", wie die Vogelfreunde mitteilen.
Dabei ist die Herstellung von Winterfutter auch in den heimischen vier Wänden kein Hexenwerk und ein Spaß für die ganze Familie. Besonders geeignet ist die Versetzung der Futtermischung mit Fett und  Schmalz, was als wahres Kraftpaket an Kalorien für Blau- und Kohlmeisen dient, die ihre Nahrung im Winter weitgehend von Insekten auf Samen und Körner umstellen.
   
Die einzelnen Arbeitsschritte sind sehr einfach und wenig zeitaufwendig - wir zeigen sie hier zum Nachmachen!

Die Trockenmischung:
Rudi Rösch, der Vorsitzende der Villinger Vogelfreunde besorgt die nötigen Zutaten bei hiesigen Anbietern. Für eine Trockenmischung von etwa 7 kg werden vier Packungen Haferflocken zu je 500g, 3 kg Winterstreufutter, 1 kg Erdnussbruch (gibt es z.B. bei Fressnapf zu kaufen), 500g Rosinen und zwei Packungen gemahlener Haselnüsse zu je 200g gebraucht. Bei kleineren Mengen wird das Mischungsverhältnis proportional runter gerechnet. Die einzelnen Zutaten werden gut vermischt.

Der Schmalz: 500g des Trockenfutters werden mit 100g Schmalz versetzt. Dabei wird das Fett in einem Kochtopf erhitzt, bis es flüssig wird und mit der Trockenmischung gut verrührt.
"Danach sollte die Mischung nicht zu weich und nicht zu trocken sein. Wenn nötig sollte man noch etwas Trockenmasse hinzufügen", so die Vogelfreunde.

Die Verpackung:
Die abgekühlte Masse an Winterfutter wird nun beispielsweise in Futtergitter eingedrückt, welche die Vogelschützer eigenhändig anfertigen. Zur Herstellung von Meisenknödeln eignen sich Orangen- oder Zitronennetze, in die die Futtermischung eingefüllt wird.
Auch könne man Hölzer mit Löchern von etwa fünf Zentimeter Durchmesser bohren oder ausgehöhlte Astscheiben verwenden, in die die Futtermischung gefüllt wird. "Eine Vielzahl von Behältern eignet sich. Man sollte sie jedoch nicht zu lief aufhängen. Mir ist es schon mal passiert, dass ein Fuchs sich das Futtergitter geholt hat", sagt Rösch. Die Vereinsmitglieder nehmen sich gerne Zeit, alle Interessierten in ihrem Vereinsheim zu beraten und verteilen auch Anleitungen für die Herstellung von Winterfutter für Vögel.
Ein Tipp:
Futtergitter mit Portionen von ca. 1kg an Winterfutter für Vögel können auch im Vereinsheim der Villinger Vogelschützer, in der Obereschacher Straße 1/1, gekauft werden. Für das Futtergitter muß ein Pfand hinterlegt werden.
Besonders zu empfehlen ist der sonntägliche Stammtisch der Vogelfreunde zwischen 10 und 12.30 Uhr.


Hier die Rezeptur zusammengefasst.
                   (hier klicken)

Hilfe für unsere Störche
Schwarzstörche sind europaweit und in Deutschland vom Aussterben bedroht. In der letzten Rote Liste von 2005 wird für Deutschland ein Bestand von 500 Paaren angegeben, davon brüten in Sachsen-Anhalt 25 Paare. Der Ornithologische Verein Aken/Elbe e.V. beschäftigt sich seit Jahren mit der Erhaltung und dem Neuaufbau von Storchennestern für den Weißstorch im Mittelelbegebiet und betreut zur Zeit etwa 20 Paare. In unserem Beobachtungsgebiet gibt es seit Jahren auch nachbrutzeitliche Vorkommen von Schwarzstörchen und es treten Rasttrupps von über 30 Vögeln auf. Daraufhin beschlossen wir in unserem Gebiet, an der Mittelelbe bei Dessau, Nisthilfen für den Schwarzstorch zu errichten.
 
Schwarzstorch  Foto:T.Wendt Weißstorch  Foto:T.Wendt

Durch die Initiative von Willi Wählen kam es dann zu einer Zusammenarbeit mit dem VDW - Landesverband Nordrhein-Westfalen. Dieser unterstützte uns finanziell für dieses Vorhaben. Eine erste Nisthilfe konnten wir März 2013 bei winterlichem Wetter errichten. Weiterhin wurde ein Weißstorchhorst auf einem Gebäude neu aufgebaut, da dass Dach des Gebäudes erneuert wurde. Die Weißstörche zogen im neuen Horst im Jahr 2013 zwei Junge groß. Der Schwarzstorchhorst wurde noch nicht angenommen, dies braucht sicher auch etwas Zeit. Weitere Nisthilfen sind geplant. Hiermit möchten wir uns noch einmal für die gewährte Unterstützung von Willi Wählen und dem VDW - Landesverband NRW bedanken.


Aufbau eines Weißstorchhorstes im März 2013 bei Aken
Fotos:U.Müller
Aufbau einer Nisthilfe für den Schwarzstorch im März 2013 bei Dessau 


Ingolf Todte, Ornithologischer Verein Aken/Elbe e.V.

Neue Brutröhren für den Steinkauz in der Flur von Mingolsheim und Langenbrücken

An manchen Bäumen hängen sie schon. Und an manchen werden sie demnächst neu angebracht. Nämlich Steinkauz-Niströhren. Herbert Geitner vom Verein der Vogel- und Naturfreunde Mingolsheim betont, dass mit dieser kleinen mittel-europäischen Eule eine ausgesprochen seltene Vogelart in den Streuobstwiesen von Mingolsheim und Langenbrücken und deren Umgebung heimisch ist. Die heutige Population der Steinkäuze auf der Gemarkung in Bad Schönborn besteht bereits seit 1984. Damals wurden vom Verein der Vogel- und Naturfreunde nachgezüchtete Steinkäuze ausgewildert, deren Nachkommen die heimische Gemarkung bis heute besiedeln. Dies ist der beste Beweis, dass die bedrohten Steinkäuze dort ideale Lebensbedingungen vorfinden. Alle Grundstücksbesitzer, die alte Obstbäume erhalten und auch junge nachpflanzen, tragen erheblich zum Schutz der Steinkäuze und vieler anderer Tierarten bei. Außerdem bereichern sie unsere heimische Natur. Bei der Gemeindeverwaltung, die bereits die Beschaffung neuer Röhren finanziert hatte, stößt der Schutz dieser seltenen Vogelart auf offene Ohren. Bei einer Begehung wurden kürzlich neue geeignete Obstbäume festgestellt und festgelegt, die der Gemeinde gehören und die weiterhin naturschutzfachlich als Nistbaum geeignet sind. In Folge wird nun der Verein diese Röhren anbringen, langfristig instandhalten und betreuen.

 

Peter Schlör (Ressortleiter Umwelt der Gemeinde Bad Schönborn)


Ein Vogelbestimmungsbuch das zwitschern kann, vorgestellt von Herbert Geitner

Eine der spektakulärsten und hilfreichsten Neuerscheinungen der vergangenen Jahrzehnte für Vogelbeobachter und Naturfreunde hatte mein Vogelfreund Horst Lüke bei unserer VDW-Natur- Studienreise in Kroatien dabei. Alle mitgereisten Exkursionsteilnehmer waren nach der ersten Vorstellung des Fotobandes mit Stift sofort begeistert. Das Buch unterschied sich äußerlich zunächst nicht auffällig von anderen Vogelbestimmungsbüchern, hatte es aber in sich. Der Titel war sogar altbekannt unter dem Kosmos Taschenbuch: „Was fliegt denn da?“. Der wichtigste Unterschied zu den bisher bekannten Vogelfeldführern war der Aufdruck „TING“. Mithilfe eines Ting-Stiftes kann man nämlich zu den 346 abgebildeten europäischen Vogelarten die Gesänge und Rufe hören, in einer Qualität die erstaunt. Die durchweg hervorragenden, halbseitigen Fotos der Vögel im Porträt werden durch kleinere Flugbilder, Verbreitungskarten und teilweise Beobachtungstipps ergänzt. Auf besondere Bestimmungsmerkmale wird bei bestimmten Arten durch Kennzeichnung in der Abbildung und Kommentar im Text hingewiesen.

Die Reihenfolge der Arten weicht von der üblichen, systematischen Ordnung ab und ist daher für den versierten Vogelbeobachter gewöhnungsbedürftig. Durch die farbliche Rastereinteilung der Vogelgruppen kann man sich jedoch bald gut zurecht finden. Im Vorwort wird angekündigt, dass zu jeder Vogelart die Rufe und Gesänge abhörbar sind. Bei der Zitronenstelze und der Thunberg-Schafstelze fehlt jedoch das Ting-Symbol, so dass diese Arten stumm bleiben müssen. Bei der Schleiereule hört man nicht das typische Gekreische sondern die Zwergohreule rufen. Dies mindert jedoch nicht wirklich die hervorragende Neuerscheinung des Fotobandes. Bei einem Preis von 12,95 € sollte das einzigartige Buch bei keinem Vogelfreund und Naturliebhaber fehlen.

Der TING-Hörstift kommt für das Abspielen der Rufe und Gesänge dann allerdings noch dazu und kostet 34,99 €. Das Gerät erinnert an einen überdimensionierten Kugelschreiber. Im Gegensatz zu vielen anderen modernen Utensilien bringt der Software gesteuerte Hörstift eher mehr als er darstellt. Die Klangqualität und Lautstärke ist verblüffend. Berührt man mit dem Stift den Sensorpunkt im Buch, der neben dem Vogelnamen aufgedruckt ist, erklingen sofort die arttypischen Gesänge und Rufe. Besonders nützlich empfindet der Vogelfreund die unmittelbare Möglichkeit des schnellen Vergleichs bei eng verwandten Arten.

Vor dem ersten Einsatz muss das Buch auf den Ting-Stift gespeichert werden. Dies erfolgt über einen Mini-USB-Anschluss und einem internetfähigen Rechner. (Eine optionale Lieferung eines Ladegerätes ist ebenfalls möglich.) Das entsprechende Kabel ist bei dem Ting-Stift dabei. Für den ungeübten PC- Benutzer hört sich das alles kompliziert an, ist jedoch sehr einfach zu bewerkstelligen und wird auch in der Bedienungsanleitung gut beschrieben. Die Kapazität des im Stift integrierten Akkus ist erstaunlich. Als der Akku nach einer längeren Laufzeit leer war konnte ich ihn mit dem Kabel und neuerlichem PC- Anschluss innerhalb von ca. 40 -50 Minuten wieder aufladen. Für den Naturfreund ist jetzt ein weiterer Kosmos-Tier- und Pflanzenführer erschienen. Viele Rufe und Laute aus dem Tierreich können mit dem Ting-Stift ebenfalls hörbar gemacht werden. Wer also die Rufe von Rotbauchunke und Gelbbauchunke vergleichen will, oder das Röhren von Rothirsch und Damhirsch, kann dies ebenso schnell mit dem Stift aufrufen wie das Grunzen des Wildschweins, das Zirpen der Feld- und Maulwurfsgrille, das Fauchen des Igels, oder das Rufen des Grünen Heupferdes. Die Abbildungen sind von hoher Qualität.

Von den insgesamt 544 Seiten sind jedoch nochmals 69 Seiten mit den Vögeln aus „Was fliegt denn da?“ bestückt. Dennoch ist auch dieses Buch, als wertvolle Ergänzung der vorhandenen Fachliteratur, zu empfehlen. Dieser Kosmos Tier- und Pflanzenführer ist für einen moderaten Preis von 9,95 € ebenfalls über den Buchhandel zu beziehen. Und das Schöne daran ist außerdem, dass man den gleichen Stift für die Aufnahmen verwenden kann. Auch nach der Speicherung dieses 2ten vorgestellten Buches ist der Ting-Stift erst zu einem Bruchteil seiner Aufnahmekapazität ausgenützt. Es können noch zusätzlich Ting- fähige Reise- und Sprachführer, Kinderbücher u.s.w.. aufgenommen werden.Sind mehrere Bücher auf dem TING gespeichert muss mit dem Stift kurz auf das Symbol der Rückseite des jeweiligen Buches getippt werden und schon stellt sich das Gerät schnell entsprechend um.

Meine allererste praktische Erfahrung mit dem neuen „Was fliegt denn da?“ und Stift machte ich im vergangenen Frühjahr, bei einer Abendexkursion eines Naturschutzverbandes. Mit Frau und Enkel waren wir um 20,00 Uhr Teilnehmer der Führung. In einer locker bewachsenen Nadelholz- Schonung bemühte sich der erfahrene Exkursionsleiter, mit einem kiloschweren Tonband, über 2 Stunden vergeblich, die Nachtschwalbe anzulocken. Nach einer weiteren viertel Stunde kündigte er das Ende des offensichtlich erfolglosen anlocken des seltenen Vogels an. Ich meldete mich dann und bat um etwas Geduld für einen nochmaligen Versuch. Da der Beobachtungsbereich nur wenige Minuten vom Parkplatz entfernt war holte mein Enkel das Buch mit Ting- Stift. Das mitleidige Lächeln der anderen Exkursionsteilnehmern, als sie meine neuerlichen Bemühungen mit dem Mini- Gerät  >Ting Stift<  sahen, blieb mir nicht verborgen. Ich fühlte mich nicht ganz wohl dabei denn das Vorhaben war auch für mich Neuland. Als jedoch nach weiteren 10 Minuten dann wie aus dem Nichts der Ziegenmelker um uns herum seinen eigenartigen Schaukelflug vorführte und sich auch mehrmals in der Nähe, in Längsrichtung, auf einen Ast setzte und sein lang andauerndes Schnurren hören lies war die Begeisterung groß. Ob das ersehnte Erscheinen der Nachtschwalbe tatsächlich auf den neuartigen Ting-Stift oder auf die inzwischen spätere Abendzeit zurück ging wird wohl immer das Geheimnis des eigenartigen Nachtvogels bleiben.

 

TING Der Hörstift

Über den Buchhandel zu beziehen. 34,99 €

 

Detlef Singer

Was fliegt denn da? Der Fotoband.

2011, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG. Stuttgart,

400 Seiten, 753 Farbfotos, 11x18x2 cm,

ISBN 978-3-440-12532-8. 12,95 €

 

Stichmann-Marny

Der Kosmos Tier- und Pflanzenführer

2011, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG. Stuttgart,

544 Seiten, 1518 Farbfotos, 11x18x3 cm,

ISBN978-3-440-13090-2.  9,95 €

 


BNN- Interview vom 9.12.2010

 

Ganzjahresfütterung kompensiert nur Versäumnisse

 

Vogelschützer Herbert Geitner zum Dauerthema im Winter;

Futterstellen sollten kontinuierlich bestückt werden.

Zeitungsausschnitt

Rezept zur Herstellung von Winterfutter,

vorgestellt durch BNA und VDW,

erweitert durch die

"Eifeler Vogelfreunde e.V. Bitburg"

Sollen Vögel in freier Natur im Winter gefüttert werden. In welchem Umfang. Oder soll man ihnen gar das ganze Jahr über Nahrung anbieten. Die Vogelspezialisten sind sich nicht einig. Nachdem der tiefe Winter erst einmal Pause eingelegt hat, sprach unser Redaktionsmitglied Klaus-Peter Leipold mit dem Fachmann Herbert Geitner aus Bad Schönborn. Geitner ist Naturschutzwart des Vereins der Vogel- und Naturfreunde in Mingolsheim, Vorsitzender des Landesverbands Deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer sowie Geschäftsführer des gleichnamigen Bundesverbands.

 

Ist das derzeit schon die Vorhut für einen harten Winter oder muss man sich um die Vogelwelt noch keine Sorgen machen?

Geitner: Es kann sein, dass ein harter Winter bevorsteht - muss es aber nicht. Ich habe schon öfters erlebt, dass einem frühen Wintereinbruch relativ milde Monate folgten. Generell gesehen muss man sich um die Vogelwelt schon Sorgen machen, denn jede achte Vogelart ist von der Ausrottung bedroht.

 

Der Streit darüber, ob Wildvögel sogar ganzjährig gefüttert werden sollten, ist nicht neu. Was spricht denn dafür, auch in „guten Zeiten" Futter bereitzustellen?

Geitner:  Für viele Naturfreunde völlig unverständlich wurde in den letzten Jahren oftmals die Winterfütterung der Vögel kritisiert oder sogar davon abgeraten. Von einer   ganzjährigen   Fütterung   ganz zu schweigen. Solche Ansichten wurden auch in zahlreichen Veröffentlichungen von wohlmeinenden Organisationen und selbst in Fachorganen publiziert. Das hat sehr viele hilfsbereite Vogel- und Naturfreunde sehr verunsichert und große Ratlosigkeit hervorgerufen. Zu neuen Erkenntnissen gelangte man vor allem durch langjährige Untersuchungen in England, die von dem ehemaligen Direktor der Vogelwarte Radolfzell, Professor Peter Berthold in seinem Buch „Vögel füttern - aber richtig" vor kurzem als Grundlage für eine Ganzjahresfütterung propagiert wurden.

 

... auf welcher Grundlage?

Geitner:  In früheren Jahrzehnten erfolgte eine Fütterung der Vögel, auch in „guten Zeiten", oftmals unbewusst und auch ungewollt. So war in ländlichen Gebieten fast auf jedem Hausgrundstück ein Hühnerhof installiert, in dem sich verschiedene Vogelarten mit Futter bedienen konnten. Auch die allgegenwärtigen Misthaufen und Viehställe stellten ein nahezu unerschöpfliches Nahrungsreservoir dar. Dazu kamen noch die bei der Handarbeit der Getreideernte liegengebliebenen Körner und Dreschabfälle. Dies alles hat sich inzwischen gravierend geändert. Durch die teilweise ausgeräumten „bereinigten" Landschaften und dem Anbau von Monokulturen fehlen unserer heimischen Vogelwelt außerdem die natürlichen Nahrungshabitate früherer Zeiten. In einer Ganzjahresfütterung wird daher lediglich versucht diese nahrungsmindernden Einwirkungen auf unsere Vogelwelt, zumindest teilweise, zu kompensieren. Auch bei Schlechtwetterperioden in den Monaten außerhalb der Winterszeit können die Ganzjahresfutterstellen dann von den Altvögeln als unterstützende Nahrungsquellen, in Notlagen, genutzt werden. 

 

Wie halten Sie es im Mingolsheimer Verein?

Geitner:  Beim Mingolsheimer Verein der Vogel- und Naturfreunde war die Winterfütterung schon in der ersten Vereinssatzung als einer der Vereinszwecke verankert. Seit dem Gründungsjahr 1964 wird diese auch regelmäßig an verschiedenen Stellen der Gemarkung gezielt vorgenommen. Parallel dazu hatte jedoch schon immer die Schaffung und der Erhalt der ursprünglichen Lebensräume und Nahrungsquellen für die Vogelwelt den höchsten Stellenwert bei der Naturschutzarbeit des Vereins. Nicht zuletzt dadurch befinden sich auf der Gemarkung Bad Schönborn noch ausreichend natürliche Nahrungsgebiete, die eine Sommerfütterung nicht zwingend machen.

 

... und Sie persönlich in Ihrem Garten?

Geitner: In unserem privaten Garten versuche ich sinngemäß dieses bewährte Prinzip genau so zielgerichtet zu praktizieren.

Kann  sich   der  Nicht-Vogelfachmann ohne Sorgen Futter im Laden kaufen? Oder wo kann er sich beraten lassen?

Geitner:   Das in vielen Läden angebotene Futter ist in der Regel auch zweckmäßig. Es ist unterteilt in Körnerfutter und Weichfutter. Dennoch sollte man es vor dem Kauf genauer ansehen. Verschimmeltes Futter darf auf keinen Fall verabreicht werden, denn dies kann für die Tiere tödlich sein. Auch an der Futterstelle ist darauf zu achten, dass das Futter nicht nass wird, sonst können auch hier gefährliche Giftstoffe entstehen. Wie unser Verein haben auch viele andere Vogel- und Naturschutzvereine unzählige Publikationen über die Winterfütterung veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es zahlreiche, diesbezügliche Broschüren, die über den Buchhandel bezogen werden können. Das bereits oben zitierte Buch von Peter Berthold und Gabriele Mohr „Vögel füttern - aber richtig" vom Kosmos-Verlag, kann auch für die Ganzjahresfütterung empfohlen werden. Gerne erteilen natürlich auch die aktiven Mitglieder unseres Vereins dazu Auskunft.

 

Worauf sollte man bei der Fütterung im Winter besonders achten?

Geitner:   Bei der Fütterung im Winter muss auf das stetige Vorhandensein des Futters, ohne Unterbrechung, geachtet werden. Dies ist besonders bei dauerhaften Minusgraden und bei einer geschlossenen Schneedecke für das "angefütterte" Vogelvolk überlebensnotwendig. Keinesfalls sollte man salzhaltige Nahrung wie Brot-, Speck-, Käse-, Schinken- oder Wurstreste füttern. Bei der Auswahl der Winterfuttergeräte sind Futtersilos sehr zweckmäßig und auch aus hygienischen Gründen zu bevorzugen. Daneben sind Meisenknödel, Meisenringe, aus Rindertalg hergestelltes Fettfutter, das man in Futterglocken gießen kann und Gitterwand- Silos mit ungesalzenen Erdnüssen befüllt, gute Nahrungsmittel für unsere heimische Vogel weit.

 

Welche Vögel bedürfen besonders der Hilfe des Menschen in kalten Wintern?

Geitner: Einzelne Vogelarten herauszuheben, die besonders unserer Hilfe in kalten Wintern bedürfen, ist nicht angebracht. Dies ist auch vom Standort des Futterplatzes, von der Vegetationsstruktur der Umgebung und von den Witterungsbedingungen abhängig.