 |
|
Griechenland |
|
Ornithologische Studienreise vom 5. bis 12. Mai 2012 nach Griechenland
Reisebericht und Bilder von Manfred Lohrmann |
Vorbereitung
Bereits bei der Planung unserer
früheren Studienreise nach Ungarn (2010) wurden auch die Ziele der
nächsten Jahre festgelegt: 2011 Kroatien, 2012 Griechenland, 2013 Insel
Texel (Holland). So war das Ziel (-Gebiet) dieses
Jahr der Nordosten Griechenlands, die ökologisch vielseitigste Region
dieses Landes. Die landschaftliche Palette reicht von mediterranen
Stränden, Lagunen, Süsswasserseen, Flusslandschaften, Laub- und
Nadelwäldern bis zu baumlosen, alpinen Gipfeln von 2000 Metern über dem
Meer. Demzufolge ist auch die Tier- und Pflanzenwelt dort entsprechend
artenreich. Die Vorfreude der 33 gemeldeten Reiseteilnehmern, diese
Region kennenzulernen, war riesig. Die Gesamtreiseleitung sowie die
Organisation lagen wieder in den bewährten Händen unseres
Landesverbands-Vorsitzenden Herbert Geitner. Die Reiseleitung vor Ort
hatte Dr. Helmut Schmalfuss übernommen, der übrigens nicht nur
„Naturfachmann“ ist sondern auch perfekt die griechische Sprache
beherrscht. Die Reise selbst erfolgte über die Albatros-Tours,
ornithologische Studienreisen Jürgen Schneider.
|
Samstag, 5. Mai
So starteten wir nach dem Bus- Transfer zum
Stuttgarter Flughafen um 15.45 Uhr und landeten ca. 2 Stunden später auf
dem Flughafen Thessaloniki.
Von dort aus brachte uns der Bus zu unserem ersten
Domizil nach Keramoti, Hotel Katerina und ins benachbarte Hotel
Philoxenia im Nestos-Delta. Dort kamen wir gegen 21.30 Uhr an (nach
griechischer Zeit bereits 22:30 Uhr).
Trotzdem bekamen wir dort dank des
Verhandlungsgeschicks unserer Reiseleitung noch ein sehr gutes
Abendessen serviert. Ich nehme stark an, dass keine(r) von uns hungrig
oder gar durstig ins Bett musste!
|
Sonntag, 6. Mai
Am Vormittag fuhren wir mit dem Bus über Serpentinen zu einem
Aussichtsplatz in ca. 1000 m Höhe, wo wir eine einmalige, herrliche
Aussicht auf die gesamte Nestos-Schlucht /-Delta genießen konnten. Beim Einsatz starker
Thermik sahen wir über der Schlucht Gänse- und Schmutzgeier kreisen.
Auch Stein- und Schlangenadler sowie Schwarzstörche wurden bereits bei
der Anfahrt beobachtet. Seltene, herrlich blühende Wildblumen
bereicherten das Panorama. Mittags fuhren wir wieder ins Tal zur
Nestos- Schlucht bei Toxotes, wo wir bei einer Wanderung
Flussregenpfeifer, verschiedene Spechtarten, Trauermeise und
Felsenschwalbe bestimmen konnten. Auch Landschildkröten waren oft
anzutreffen. Nach der Rückkehr zur Unterkunft war noch eine Begehung zu
Fuß in die angrenzende Lagune möglich, dort waren zahlreiche
verschiedene Wasservögel zu sehen (verschiedene Reiherarten, Spornkibitz,
Strandläufer).
Aufnahmen von J.M. |
 |
Montag, 7. Mai
Der Morgen brachte uns auf abenteuerlich steilen Serpentinen in
Richtung Gipfel des
Pangeon-Gebirges. Kurz vor Erreichen des Gipfels
(Ski-Gebiet) erlebten wir noch eine unliebsame Überraschung: Die schmale
Straße war mit Geröllmassen und Felsbrocken blockiert. Nach einer
gemeinsamen Kraftanstrengung war dann das Hindernis soweit beseitigt,
dass der Bus gerade noch zwischen Berg und Abgrund vorbeifahren konnte.
Nach wenigen Metern Fahrt tauchte schon das nächste Hindernis auf der
Fahrbahn auf, wieder in Form von Geröll -diesmal aber weniger Masse.
Kurze Zeit später waren wir endlich unterhalb des Gipfels angelangt.
Entspannt und gelöst konnten wir dann dort über die Mattenregion wandern; Alpendohle, Steinrötel, Alpenbraunelle,
Steinschmätzer, Bergpieper und Hausrotschwanz waren zu beobachten. Die
Fauna bot trotz Spärlichkeit einige interessante blühende Pflanzen.
|
 |
Gegen Mittag fuhren wir wieder bergab in die Buchenregion, in den
Lebensraum von Schwarz- und Buntspecht, Kurzfangsperber, Zaunammer und Baumpieper. Wilde Pfingstrosen „zwangen“ uns zu einem Halt, zum
Fotografieren und -ganz einfach- zum Bewundern dieser herrlichen Blume.
Eine grandiose, kunstvoll verzierte Klosteranlage verführte uns zu einem
weiteren Halt, um diesen Gebäudekomplex in herrlicher Landschaft
bestaunen zu können.
Nachmittags fuhren wir weiter zur griechisch-römischen
Ausgrabungsstätte Philippi, wo vor 2000 Jahren Römer gegen Römer
kämpften. Leider war diese Sehenswürdigkeit an diesem Tag geschlossen,
so dass wir uns im benachbarten Restaurant Kaffee und Speiseeis munden
ließen.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Dienstag, 8. Mai
Am Vormittag fuhren wir ins Nestos-Delta, wo wir bereits während der
Anfahrt Bienenfresser beobachten konnten. Bei der anschließenden
Wanderung durch einen Auwald waren Beutelmeise, Drosselrohrsänger zu
hören. Auf Baumstämmen im Wasser sonnten sich Europäische und Kaspische
Sumpfschildkröten. Am frühen Mittag begaben wir uns in die Lagune bei
Porto Lagos, wo Seiden-, Silber-, Grau-, Purpur-, und Nachtreiher sowie
Flamingos und Lachseeschwalben anzutreffen waren. Nach einem kurzen
Aufenthalt fuhren wir weiter zum Mitriku-See (Ismarida-See), an dem sich
Schwarzkopfmöwen, Trauer- und Weißbartseeschwalben, See- und
Schlangenadler aufhielten.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Mittwoch, 9. Mai
Heute stand Quartierwechsel auf dem Plan. Leider mussten wir unser
angenehmes und gemütliches Domizil verlassen, wo wir mit gutem und
reichhaltigem Essen (verschiedene Fischarten gab es immer zur Auswahl)
verwöhnt worden waren.
Die Fahrt zum nächsten Quartier führte uns in den Nordwesten der
Provinz Macedonien in Richtung Kerkini-See. Zunächst ging es aber in das
Falakron-Gebirge nördlich von Drama. In 2000 m nn konnten wir nicht nur
die blühende Gebirgsflora bewundern, auch Ohrenlerche, Steinschmätzer,
Bergpieper, Alpendohle, Alpenkrähe und Mauerläufer wurden gelegentlich
gehört und gesehen.
Am Nachmittag fuhren wir dann weiter an den Kerkini-See. Dort bezogen
wir in Lithotopos unser neues Quartier, ein großes, modernes Hotel mit
Gästehäusern außerhalb des Ortes (Nobelhotel Erodios). Freundlicherweise
wurden wir jeden Morgen und Abend vom Hotelpersonal zum Gästehaus
gefahren oder abgeholt. Touristisch gesehen war es in Lithotopos sehr
ruhig, nur eine Gruppe von ca. 25 naturliebenden Engländern hatte sich
ebenfalls im Hotel eingefunden.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Donnerstag, 10. Mai
Morgens unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Kerkini-See zu einer
Kormoran-Kolonie, in der auch Zwergscharbe, Löffler, Seiden-, Nacht-,
Rallen- und Graureiher brüteten. Tausende (!) Kormorane waren auf dem
See beim Fischen.
In der Brutkolonie selbst war jeder Baum, jeder
taugliche Ast mit Nestern bestückt; die abgestorbenen Bäume waren alle
weiß vom Kot der Tiere; Jungvögel aller Altersstufen konnte man
feststellen. Zwischen den Kormoranen tauchten immer wieder verschiedene
Reiherarten, Zwergscharben, Rosa- und Krauskopfpelikane, Uferschwalben
und Seeschwalben auf.
Nachmittags konnten wir bei einer See-Rundfahrt mit
dem Bus alle diese Arten nochmals in Ruhe beobachten. Bei Fahrpausen
waren Bienenfresser allgegenwärtig.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Freitag, 11. Mai
Am letzten Ausflugstag umrundeten wir mit mehreren Beobachtungsstopps
nochmals den Kerkini-See und unternahmen einige Ausflüge in die
Umgebung.
Verschiedene Würger-Arten, Balkanmeise, Spötter,
Wiedehopf, Rotfußfalke und viele Bienenfresser waren unsere Begleiter.
Sogar eine Herde Wasserbüffel konnten wir am See-Ufer bestaunen.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Samstag, 12. Mai
Während der Busfahrt zum Flughafen Thessaloniki herrschte (wie fast
immer) herrliches Wetter, klarer Himmel mit wenigen weißen Wolken. Je
weiter wir mit dem Flieger nach Norden kamen desto grauer wurden die
Wolken unter uns. Nach ca. 2 Stunden Flug landeten wir wieder
wohlbehalten auf dem Stuttgarter Flughafen, wo sich bereits ein Teil
unserer geselligen Gemeinschaft auflöste.
Aufnahmen von J.M.
|
 |
Ergebnis/Ausblick
Abschließend kann man behaupten, dass unsere Erwartungen an die
Studienreise weit übertroffen wurden. Nicht nur die Vogelwelt war sehr
interessant, sondern die gesamte Fauna und Flora sowie die einzelnen
Landschaftsteile mit der dazugehörenden Kultur beeindruckten uns. Auch
deshalb wurden unsere Exkursionen öfter durch spontane Zwischenstopps
unterbrochen. Unsere Reise war insgesamt ein einmaliges Erlebnis und
begeisterte uns alle. Auch das Wetter spielte bei unseren Ausflügen mit;
es war sonnig und warm, bis auf einen kühleren Tag, an dem es leicht
regnete. In den letzten 4 Tagen brachten in den Abendstunden kurze
Gewitter eine willkommene Abkühlung.
Die Menschen waren gastfreundlich und bald kam man mit ihnen ins
Gespräch. Von einer Deutschenfeindlichkeit spürte man nichts. Offenkundig
war, dass es überall an Arbeit mangelte, Bauruinen sahen wir öfters.
Unter den Reiseteilnehmern herrschte immer eine
kameradschaftliche, freundliche Stimmung, die durch gegenseitige
Hilfsbereitschaft geprägt war. Oft saßen wir nach den Abendessen noch in
geselliger Runde bei Ouzo und griechischem Wein beisammen, diskutierten
das Erlebte und unterhielten uns auch über private Dinge.
Das tägliche Frühstück in den Hotels war immer lecker, ebenso das
Abendessen mit seinen landesüblichen Spezialitäten. Unser Busfahrer war stets freundlich, ruhig, besonnen und souverän,
auch in nicht immer einfachen Situationen.
Ein herzliches Dankeschön,
auch im Namen aller Teilnehmer, an die Herren
• Herbert Geitner für die hervorragende Organisation und
Gesamtleitung,
• Dr. Helmut Schmalfuss für seine sachkundigen
Führungen vor Ort und seine engagierte Betreuung sowie an die Damen Helga Thösen und
Evi Geitner als die Verantwortlichen für die liebevolle und
reichhaltige Zubereitung der Mittagsverpflegung.
Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen bei der Nachbereitung
unserer Studienreise, spätestens bei unserer nächsten Reise im Jahr 2013
auf die Insel Texel in Holland.
Sicher warten dort ebenso interessante Erlebnisse und vielseitige
Eindrücke auf uns.
Manfred Lohrmann
|
|