Nachzuchtstatistik 2016
Für das Jahr 2016 kamen die Meldungen so spät, dass es nicht mehr möglich war, die Übersicht im Folgejahr 2017 zu präsentieren. Deshalb ist es nun doch das erste Quartalsheft des neuen Jahres 2018, in dem unsere Übersicht erscheint. Es ist eine gute Bilanz, wenn auch im Vergleich zu den Vorjahren 2014 und 2015 auffällt, dass die Summen der Arten wie der erfolgreich aufgezogenen Jungvögel geringer geworden sind.
Von 2014 auf 2015 ist die Zahl der gemeldeten Arten um 4 gesunken; gegenüber 244 Arten im Jahr 2015 sind es 2016 aber nur noch 223, was einem Rückgang um 9% entspricht. Auch diesmal sind die aus Tradition doppelt in der Statistik berücksichtigten Blaukehlchen, Stieglitze, Gimpel und Fichtenkreuzschnäbel nur als eine Art gezählt, wie es wissenschaftlich korrekt ist. Mag diese Einbuße noch gering erscheinen, so ist der Rückgang der Jungvögel allerdings erheblich. 2014 wurden 3.859, 2015 wurden 3.952 gemeldet. Dieser letzten Zahl gegenüber ergab sich von 2015 auf 2016 mit 2.591 Jungvögeln eine Verringerung um knapp 35% -und das ist schon ein dramatischer Abwärtstrend! Nun gut, es ist so: auch der VDW hat ein Problem mit dem deutlichen Trend, dass es immer weniger aktive Vogelhalter und -Züchter gibt, die noch dazu immer älter werden - und die jungen interessieren sich nicht mehr für Vögel, sondern widmen sich anderen Tieren, bei denen die Behörden deutlich weniger Daumenschrauben anlegen, oder sie engagieren sich nicht mehr in den Vereinen oder Verbänden.
Doch der VDW hält die Fahne hoch! Auch wenn die Zahlen für 2016 deutlich rückläufig sind, so sind sie dennoch wichtig und offenbaren eine interessante Bilanz. Sie zeigen, dass die heimischen, europäischen Vögel nach wie vor die größte und wichtigste Artengruppe in den Volieren der VDW-Mitglieder ist. „Waldvögel" dominieren bei den Lappentauchern, Störchen, Reihern, Gänsen, Falken, Kiebitzen und Regenpfeifern, Säbelschnablern und Stelzenläufern, Eulen, Grasmücken und zahlreichen weiteren kleinen Singvogelfamilien. Stark oder deutlich vertreten sind die heimischen Arten bei den Enten, Hühnervögeln, Tauben, Racken, Bienenfressern, Staren, Drosselartigen und Finkenvögeln. Die einzige wirklich stark vertretene Gruppe „exotischer" Vogelarten sind die verschiedenen Papageien, während aus der zweiten klassischen Gruppe „fremdländischer Vögel", den Prachtfinken, nur 4 Arten (2015 noch 13), diese allerdings mit größeren Zahlen bei Gouldamadine und Zebrafink, in der Liste erscheinen. Die höchsten Individuenzahlen wurden beim Wellensittich (268), bei Stieglitz (149), beim Kanarienvogel (128) und bei der Bartmeise (92) gemeldet. Dies macht deutlich, dass VDW-Mitglieder durchaus für „Nicht-Waldvögel" offen sind.
Interessant sind jeweils die sich von Jahr zu Jahr ändernden Artenzusammensetzungen. Während 2015 noch 5 junge Emus genannt wurden, fehlt die Art 2016, doch der Chileflamingo und drei Reiherarten sind (wieder) dabei. Verschwunden sind Schwarzstorch und Steppenadler, doch Weißkopfseeadler. Weißnackenkranich sowie Mandarin- und Brautente sind 2016 aufgeführt. Goldregenpfeifer wurden nicht mehr gemeldet, dafür ist der Flussregenpfeifer genannt. Die Brachschwalben und die Schleiereulen fehlen ganz, und von 13 Eulenarten 2015 tauchen 2016 nur noch 9 auf. Umgekehrt wurden 2016 10 Taubenarten gemeldet - 2015 aber nur drei. Von den Kakadus erscheint nur noch der Nymphensittich in der Liste und die Papageien aus Afrika und Amerika weisen deutlich weniger Arten auf als noch 2015; bei denen aus Asien und Australien ist es genau umgekehrt.
Während Eichelhäher und Alpenkrähe 2016 fehlen, kam der Tannenhäher nun neu hinzu. Bei den Staren erscheinen die Artenzahlen fast gleich, doch fehlen gegenüber 2015 3, unter ihnen der europäische Star, während in dieser Liste 4 neue Arten auftreten, z.B. der Einfarbstar von der Iberischen Halbinsel. Verschwunden sind Seidenschwänze und Baumläufer, aber Spottdrosseln und Zaunkönige sind (wieder) dabei. Bei den Grasmücken sind es 2015 wie 2016 je 4 Arten, doch stimmen nun zwei Arten nicht mehr mit denen von 2015 überein.
Kohl- und Haubenmeise tauchen ebenso wie der Gelbspötter 2016 nicht mehr in der Liste auf. Bei den Drosselartigen sind es 2016 mit 30 Arten fünf mehr als die 25 von 2015, doch bei den Finkenvögeln hat sich die Zahl von 37 (2015) auf 30 (2016) verringert. Und bei den heimischen Ammern ist es bedauerlich, dass der Ortolan aus der Liste verschwunden ist, aber erfreulich, dass ihn die Zaunammer ersetzt hat.Die Nachzuchtstatistik des VDW enthält vermutlich einige Ungereimtheiten. Es mag sein, dass manche Brutbestände in den Volieren erloschen sind, während andere neu begründet wurden und 2016 zum ersten Mal erfolgreich Jungvögel aufzogen. Doch ebenso wahrscheinlich ist es, dass einzelne Mitglieder 2015 gemeldet haben, 2016 aber nicht, oder umgekehrt, oder dass die Vogelpaare 2016 pausierten oder ein Brutpartner starb und ausgewechselt werden musste, was vielleicht nicht immer gelang oder aufgrund von individuellen Abneigungen noch nicht zur harmonischen Brut führte. Was auch immer die Gründe sein mögen, sie sind komplex und interessant.




Dr. Christoph Hinkelmann